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Auf den Spuren der Walser – ein Weg in die Freiheit
Wanderwoche vom 28. August – 3. September 2011

Wir folgen in dieser Woche den faszinierenden Spuren der einst grössten Völkerwanderung im Alpenraum: der Besiedelung vieler Alpenhochtäler im 13. Und 14. Jahrhundert durch die Walser, der deutschsprachigen Bevölkerungsgruppe aus dem Wallis.

28. August – Interessanter Auftakt

Startpunkt Simplon-Dorf Am Sonntag, 28. August reist unsere Gruppe von insgesamt 15 TeilnehmerInnen nach Simplon-Dorf. Hier in dieser kleinen, einst auch von Walsern gegründeten Siedlung, südlich des Simplon-Passes, beginnt unsere Zeitreise.

In einem von unserer Gruppe organisierten und rege besuchten öffentlichen Vortrag von Dr. phil. Max Waibel – dem heute wohl bekanntesten Walser-Forscher – erfahren wir mehr über die spannende Wanderung der Walser im ausgehenden Mittelalter: Bevölkerungsdruck im Wallis und die Suche nach neuen Viehweiden, eine deutliche Klimaerwärmung, der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung, die Sicherung der Alpenübergänge und das aufkommende Säumerwesen, waren Gründe für die Auswanderung und die Besiedelung vieler Alpenhochtäler. Dazu waren die Walser Künstler in der Entwicklung von einfachen und bewährten „Lebensformen“ in den hoch gelegenen Alpentälern.

29. August – Unterwegs auf alten Schmuggler-Pfaden

Alp Corwetsch Mit einem kleinen Postbus fahren wir am zweiten Tag in Richtung Gondo, verlassen die Hauptstrasse oberhalb der Alten Kaserne und erreichen auf einer schmalen kurvenreichen Alpstrasse die kleine Alp-Siedelung Egga auf einer Höhe von 1’588 Metern.

Nun ist aber Schluss mit fahren: bei strahlendem Wetter, in guter Stimmung und beladen mit schweren Rucksäcken beginnen wir unsere Zeitreise. Auf einem alten Schmugglerpfad sind wir nun unterwegs in Richtung italienischer Grenze: über die Alpen Piäneza und Corwetsch gewinnen wir langsam an Höhe und erreichen nach gut zwei Stunden das Hochplateau Alpjerung auf etwa 2'050 Metern.

Tief unter uns liegt nun der impostante Einschnitt der Gongo-Schlucht und in der Ferne glüht der Weissmies im strahlenden Sonnenlicht. Bald überschreiten wir hier die einsame Landesgrenze – ohne Zollformalitäten! - und über die Alpen Vallescia, Camoscella und Balmelle nähern wir uns dem Tagesziel: der Alpe Veglia.

Bevor wir hier aber unsere Unterkunft, das Rifugio Città di Arona erreichen, macht uns eine Gegensteigung von 250 Höhenmetern an der schweisstreibenden Sommer-Sonne noch zu schaffen.

30. August – Im Naturpark Alpe Veglia-Alpe Dèvero

Monte Leone in der Morgensonne Auch am dritten Tag empfängt uns ein wolkenloser Himmel. Die ersten Sonnenstrahlen beleuchten zaghaft den Gipfel des nahe gelegenen Monte Leone. Frühmorgens machen wir uns auf den langen Weg zur Alpe Dèvero: hinter uns lassen wir den Monte Leone mit seinem Hauptgipfel von 3'553 Metern der nun schon gänzlich in der Morgensonne steht.

Durch einen schütteren Lerchenwald mit altem Baumbestand, neben uns das Rauschen des Rio Frua, erreichen wir die romantische Hochebene „Pian du Scricc“. Hier zweigt unser Weg nach rechts ab in Richtung Passo di Valtendra und schliesslich die Scatta d’Orogna. Hier schalten wir, da gut in der Zeit, eine längere Pause ein: wir geniessen den weiten Aus- und Tiefblick auf die Alpe Buscagna, die Alpe Dèvero und ganz im Hintergrund den Lago di Dèvero an dessen südlichem Rand der kleine Weiler Crampiolo liegt, unser weit entferntes Ziel!

Stets dem Rio di Buscagna folgend führt uns er Weg, zuerst über karge Alpen, gefolgt von schütterem Unterholz, einem Hochmoor und schliesslich in einer tiefen Schlucht verlaufend, allmählich hinunter zur Alpe Dèvero. In einer Gegensteigung, die uns nochmals zu schaffen macht, erreichen wir nach etwa 8 Stunden unsere Unterkunft: „La Baita“ in Crampiolo. Wir geniessen das heimelige kleine Restaurant, die Zimmer und die Dusche!

31. August – Entlang dem Lago di Dèvero

Weg zur Alpe Forno inferiore Trocken aber bei ungewisser Wetterlage steigen wir anderntags empor zum rechten Ufer des Lago die Dèvero. Ab und zu zeigt sich nun die Sonne. Durch einen einzigartigen schütteren Lerchenwald mit knorrigen alten Stämmen, steigt der Weg langsam empor und gibt da und dort den Blick auf den See frei.

Bei der Alpe della Valle erreichen wir allmählich eine langgezogene Hochebene mit üppigem Graswuchs: eine ideale Viehweide. Üeber die Alpe la Satta, vorbei an vielen kleinen Seen und Teppichen aus Wollgras, erreichen wir die Alpe Forno inferiore. Nach einer längeren Rast steigen wir auf zum Übergang Scatta Minoia.

Windgeschützt, in dem etwas „lottrigen“ Bivaco Conti stärken wir uns nochmals, bevor wir den Abstieg zum Lago Vannino und zum Rifugio Margaroli in Angriff nehmen. Da im Spätsommer jeweils wenig Wanderer unterwegs sind, bleiben wir auch hier, im Rifugio Margaroli, fast die einzigen Gäste. Zuvorkommendes Hüttenpersonal, bequeme Kajüttenbetten, saubere Toiletten mit Duschen und eine gute Küche stärken uns auch hier wieder in Körper und Geist.

1. September – Nach "Z’Chärbach"/Riale in die "Walser Schtuba"

Am Passo di Nefelgiù Erstmals etwas Regen! Während gut einer halben Stunde steigen wir vom Rifugio Margaroli auf in Richtung Passo di Nefelgiù: feiner Regen begleite uns und gelegentlich sind wir von dicken Wolken eingehüllt. Doch die verschiedenartigsten Formen des Regenschutzes verhindern, dass wir durchnässt werden. Schliesslich lichten sich die Wolken und nach der Passhöhe packen wir Schirm und Poncho wieder ein – für immer!

Der wildromantische Passo di Nefelgiù, das Vallone di Nefelgiù, der Blick auf den Lago di Morasco – diese abwechslungsreiche Alpenlandschaft sind beeindruckend: aber nie mehr vergessen werden wir was uns nun in Z’Chärbäch, noch immer in Italien, erwartet: eine heimelige Gaststätte, die „Walser Schtuba“, geführt von mehreren Generationen der Familie Sormani, warme Zimmer, ausgekleidet mit Arvenholz und erfüllt von diesem unverkennbaren würzigen Duft dieses Holzes, ein liebevoll zugerichtetes und ausgezeichneten Nachtessens und der Besuch der bekannten Walser Dichterin Frau Anna Maria Bacher in unserer Unterkunft.

Während gut einer Stunde berichtet uns Frau Bacher, eine Italienerin, in ihrem kraftvollen und symbolträchtigen einfachen „Walser Titsch“ aus ihrem Leben: von der Gesichte der Besiedelung des Pomatt, wie das Val Formazza hier genannt wird, von der Auswanderung ihrer Familie aus dem Oberwallis hierher und von ihren Aktivitäten zur Erhaltung des Walser Kulturgutes und dem „Walser Titsch“ in dieser Gegend. Warum sie dies alles tue, beantwortet sie so: es bedeute ihr eben viel, die eigenen Wurzeln zu kennen und sie denke, dass es überhaupt für uns Menschen wichtig wäre zu wissen, woher wir kämen und wo unsere Wurzeln seien!

2. September – Der steile Weg nach Bosco Gurin

Bosco Gurin Um 06.30 Uhr fährt uns Herr Sormani in einem Kleinbus und einem Personenwagen hinunter nach "Stafelwald", dem letzten Ausgangspunkt unserer Wanderung. Die kleinen Ortschaften welche wir durchfahren sind meist zweisprachig angeschrieben, italienisch und in "Walser Titsch": da heisst es beispielsweise italienisch Canza oder eben "Fruduwald", Ponte oder "Zum Schtäg" und weiter Chiesa oder "In där Mättu".

In Fondovalle oder eben "Stafelwald" auf 1'219 Metern Höhe beginnt unsere letzte Etappe: gut 1'100 Höhenmeter gilt es bis zur Guriner Furggu zu erklimmen! Wir starten bei gutem Wetter und im Schatten! Durch dichten Wald, dann über die Alp Stavello, gelangen wir zur Wegverzweigung auf etwa 2'000 Metern.

Wir folgen hier der Wegmarkierung nach rechts in Richtung Guriner Furggu – nun sind wir in der Morgensonne. Einen ersten Übergang auf 2'353 Metern, oberhalb der Alp Bodme, erreichen wir gegen 11.00 Uhr und um die Mittagszeit sind wir auf der Guriner Furggu und damit wieder in der Schweiz.

Wir bedenken, dass über diesen Weg vor gut 800 Jahren die ersten Walser-Siedler aus dem Pomatt Bosco Gurin erreichten: Frauen, Kinder, Männer, Kleinvieh und Hausrat – für uns heute eine unvorstellbare Strapaze!

Nun steigen wir wieder ab: über die Capanna Grossalp, UTOE, wo der Hüttenwart Christian mit einer kulinarischen Üeberraschung unseren Abstieg unterbricht, gelangen wir zum Endpunkt der Woche: dem romantischen kleinen Tessiner Dorf Bosco Gurin, dem einzigen Tessiner Dorf wo noch „Walser Titsch“ gesprochen wird und wo die kleinsten Coop-Filiale der Schweiz und die kleinsten Bäckerei der Familie Sartori, zu finden sind. Im Hotel Walser geniessen wir wieder die angenehme Unterkunft und zum Abschluss besuchen wir nach dem Nachtessen das „Walser Museum“ – das älteste noch erhaltene Bauernhaus im Alpenraum aus dem 14. Jahrhundert.

Zum Fotoalbum "Auf den Spuren der Walser - ein Weg in die Freiheit vom 28.8. - 3.9.2011"  »

Statistik:

Total Aufstieg: 4'745 m
Total Abstieg: 4'375 m
Total Distanz: 58.8 km

Telefonnummern:

Hotel Grina, Simplon-Dorf, Romeo+Rita Arnold
E-Mail: info@hotelgrina.ch

027 979 13 04


Rifugio Città di Arona, Alpe Veglia (Signora Franca)

0039 0324 780 837

Albergo-Ristorante „La Baita“, Crampiolo
E-Mail: labaitacrampiolo@libero.it

0039 0324 619 190


Rifugio Margaroli, CAI
Funk:
E-Mail: info@rifugiomargaroli.it

0039 0324 631 55
0039 349 579 5798


Locanda "Walser Schtuba", Z’Chärbach/Riale, Fam. Sormani
E-Mail: info@locandawalser.it

0039 0324 634 352


Hotel Walser, Bosco Gurin
E-Mail: info@hotel-boscogurin.ch

091 759 02 02


Tourismus-Büro Simplon-Dorf, Rita Meier

027 979 10 10

Post Auto Schweiz AG
Geschäftsstelle Wallis, 3900 Brig
058 386 99 10

Karten:

Landeskarten der Schweiz 1:25'000: 1309 Simplon; 1289 Brig; 1290 Helsenhorn; 1270 Binntal; 1271 Basodino; 1291 Bosco Gurin