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Vom Münstertal ins Puschlav
Wanderwoche vom 15. Juli - 22. Juli 2017

In einer Woche wandern wir vom malerischen Val Müstair, durch eines der schönsten Alpentäler, das Val Mora, zu den Stauseen im Val Fraéle. Dann gelangen wir über das Valle Alpisella in das Hochtal von Livigno mit dem schmalen, langgezogenen Stausee. Hier besuchen wir den Lago Nero und die Alpe Trela. Anderntags geht es durch das einsame Val di Campo wieder in die Schweiz, zur Alpe Camp. Über den alpinen Pass da Sach – vorbei am Lago di Saoseo - erreichen wir das grosszügige Rif. Malghera und über den gleichnamigen Pass das geschichtsträchtige und romantische San Romerio, hoch über dem Lago di Poschiavo.

15. Juli: von Zürich nach Valchava

Münstertalelr Höhenweg Ob der Wetterprognose bin ich erleichtert: für die ganze Woche ist schönes und warmes Sommerwetter angekündigt! Zwölf Unternehmungslustige – zwei aus Glattbrugg – haben sich heute Samstag im Zürich-HB getroffen. Und um 11.37 Uhr fährt unser Zug ab in Richtung Süden. Zwei Teilnehmerinnen, steigen in Landquart zu, wo wir in die Rhätische Bahn umsteigen und die letzte Teilnehmerin stösst in Malans zu uns: nun ist unsere Gruppe mit 15 Wanderlustigen vollständig. Bei wolkenlosem, warmem Reisewetter fahren wir durch den Vereinatunnel nach Saliains und in Zernez wartet dann das Postauto auf uns in Richtung Münstertal. Auf dem Ofenpass steigen wir aus – nachdem wir unsere Rücksäcke mit einer roten Schleife markiert haben – und machen uns auf dem Münstertaler Höhenweg, dem „Senda Müstair“, auf in Richtung Lü. Der Weg bietet uns einen wunderschönen Tiefblick in das ganze Münstertal und im Süden auf den Gletscher des Ortler-Massivs. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir Lü, ein kleines Dorf oberhalb Fuldera, wo uns Herr Oswald, der einen Taxidienst in Müstair unterhält, erwartet und in das Hotel Central in Valchava bringt. Zuverlässig sind auch unsere markierten Rucksäcke ausgeladen worden und warten auf uns im Hotel. Erstaunt sind wir beim Aussteigen in Valchava: am ehemaligen Postgebäude begrüsst uns eine Tafel: „30 Jahre Freundschaft – 1971-2001 – Opfikon/Valchava – Der Stadtrat von Opfikon.“ Ich nehme an, dass diese freundschaftliche Verbundenheit mit dem romantischen Dorf Valchava auch heute noch anhält.

16. Juli: Valchava ins Valle di Fraéle

Im Val Mora Tagwacht: 6.00 Uhr und bei wolkenlosem Himmel leuchtet der Piz Turettas in der Morgensonne in mein Zimmer. Bei diesen Wettervorgaben erscheinen alle gut gelaunt zum Frühstück und pünktlich um 7.00 Uhr stehen wir vor dem Hotel um mit dem Kleinbus von Herrn Oswald in das Val Vau und anschliessende Val Mora zu fahren. Zur Aufheiterung trägt der Glattbrugger Mili bei: modern ausgestattet trägt er eine „Solar-Mütze“ mit kleiner Photovoltaik-Zelle welche den Strom liefert für einen im Deckel der Mütze eingebauten Ventilator der stets bei Sonnenschein einen angenehmen Luftstrom vor das Gesicht bläst. Wir haben selten so gelacht! Wir verabschieden uns von der sympathischen Hotelbesitzerin, Frau Claudia Bättig, und los geht die Fahrt zur Alp Praveder auf einer Höhe von 2'000 Metern. Bei wolkenlosem Himmel beginnen wir hier die weite Wanderung im nicht enden wollenden Hochtal Val Mora, das immer wieder mit kanadischen Verhältnissen verglichen wird. Auf einem Natursträsschen gelangen wir – nach gut 10 Kilometern – zu Alp Mora, wo wir bei der urchigen Älplerin Fiorina Energie tanken. Wir sind alle tief beeindruckt ob den weiten Weideflächen, den Arven- und Lärchenwäldern und den Bergspitzen welche das Tal umgeben. Durch Kuh- und Pferdeherden wandern wir dann weiter zum Passo Val Mora, wo wir bei der Grenze zu Italien wieder einen Halt einlegen. Und wieder geht es über etwa 7 Kilometer dem Bach „Aua da Val Mora“ entlang, durch Lärchen-, Arven und Föhren-Wälder zum oberen Stausee im Valle di Fraéle, dem Lago di San Giacomo di Fraéle. Bei dessen Staumauer liegt auch einsam unsere nächste Unterkunft das Rifugio Fraéle von Giacomo Di Martinelli, auf 1950 Metern Höhe.

17. Juli: Vom Valle di Fraéle nach Livigno

Lago Cancano zum Valle Alpisella Gibt es heute einen Wetterwechsel? Als wir frühmorgens aufstehen ziehen Nebelschwaden über die beiden Seen des Val Fraéle, den Lago Cancano und den Lago San Giacomo di Fraéle. Durch einzelne Löcher im Nebel scheint allerdings der tiefblaue Himmel hindurch und mindestens gegen das Valle Alpiselle, unsere Richtung, zeigte sich der Himmel wolkenlos. Wir frühstückten um 07.30 Uhr und um 08.00 Uhr verlassen wir das Rifugio Fraéle, zuerst über die Staumauer, dann dem See entlang auf der „Strada del Vino e del Sale“, wie der Weg einst genannt wurde. Bereits nach etwa einer halben Stunde, sitzen wir aber schon wieder beim Kaffee! Inzwischen hat sich der Nebel verzogen und ein klarer Himmel und die leuchtende Sonne – und auch der Umstand, dass die heutige Etappe nicht sehr lange sein wird – verleiten uns dazu, im romantisch gelegenen „Ristoro“ am Lago Cancano einen kurzen Halt zu machen. Dann geht es über Alpweiden und Lärchenwälder – teils auf wegloser Abkürzung – zum Strässchen welches uns über den Passo di Valle Alpisella nach Livigno führt.

Auf dem Pass rasten wir wieder auf einer Blumenwiese, inmitten unzähliger Edelweiss. Dann marschieren wir zügig hinunter Richtung „Ponte delle Capre“ am Lago di Livigno, gelegentlich werden wir von Bikern überholt. Am See stärken wir uns dann wieder in einer typisch italienischen „Strandbeiz“, die jedoch noch nicht überfüllt ist, da die Ferienzeit in Italien erst im August beginnt. Dann wandern wir im Schatten eines Lärchenwaldes, dem Lago di Livigno entlang in Richtung des alpinen Ferienortes Livigno. Dabei müssen wir allerdings das Wasser „suchen“, denn der Wasserpegel des Sees liegt gut 15 Meter unterhalb des gewohnten Standes. Flosse für die Badegäste liegen auf dem trockenen Seegrund und Badegäste gibt es keine. Glücklich und durstig erreichen wir unsere nächste Unterkunft, das Hotel Cassana, wo wir bei der Familie Galli vorzüglich für die kommenden zwei Nächte untergebracht sind.

18. Juli: Rundtour in Livigno

Vom Passo di Foscagno zum Lago Nero Morgens um 07.30 Uhr fahren wir mit dem Kleinbus von Pietro Castellani, zum Passo di Foscagno. Von der Passhöhe wandern wir - bei herrlichem Sommerwetter - vià Lago Nero und vorbei an unzähligen Murmeltierkolonien, zur Alpe Trela wo wir mit selbst gemachten Pizzoccheri überraschen werden: alles auf einer grossen Sonnenterrasse. Dann geht es weiter über den Passo Trela in das Val Pila und schlisslich auf traumhaftem Höhenweg hoch über dem Cannale Torto entlang wieder zurück an die Ufer des Lago di Livigno. An diesem Tag nun bemerken wir den neuen Sporttrend in den Bergen: immer wieder sind wir von Biker-Gruppen überholt worden. Auch der Ferienort Livigno – im Winter als Skiort bekannt – ist im Sommer gänzlich auf diesen neuen Trend ausgerichtet: eine Vielzahl von Geschäften welche auf das Biken spezialisiert sind, säumen die Strassen.

19. Juli: wieder über die Grenze

Rast im einsamen Val di Campo Nach dem Frühstück verlassen wir das im Zentrum von Livigno gelegene Hotel Cassana. Unser Chauffeur Pietro Castellani führt uns mit seinem Kleinbus ausgangs Livigno zur Alpe Vago. Im gleichnamigen Tal, dem Val Vago steigen wir gemächlich durch einen schütteren Föhren- und Lärchenwald empor bis auf eine Höhe von etwa 2'200 Metern, der tosende Bergbach begleitet uns mit seiner wechselnden Musik. Nun verlassen wir das Val Vago und zweigen ab in das einsame Val di Campo. Nachdem wir hier einige weidende Kühe hinter uns gelassen haben, finden wir uns wieder in der absoluten Stille und Einsamkeit dieses Tales. An den beiden tief blauen Seen, Lago Valletta, vorbei, nähern wir uns allmählich dem höchsten Punkt, dem Pass da Val Mera auf einer Höhe von 2'671 Metern. Und natürlich wieder: tief blauer wolkenloser Himmel. Nach Erholungspausen und Abstieg erreichen wir unsere nächste Unterkunft: die kleine private Herberge auf der Alp Camp.

20. Juli: Über den Pass da Sach zum Rifugio Malghera in Italien

Rast am steilen Pass da Sach Diesen anstrengensten Abschnitt der Woche lassen zwei Teilnehmer aus und fahren mit dem Postauto über Poschiavo/Tirano in das Val Grosina zum Rifugio Malghera. Der unermüdliche Rest der Gruppe – 13 Teilnehmer/Innen – begibt sich um 07.30 Uhr, nach einem reichlhaltigen Frühstück, an den Aufstieg zum Pass da Sach. Vorbei an dem herrlichen, von Wald umsäumten Lagh da Saoseo, steigt der Weg stets an, ohne flache Erholungspassagen. Nach der Baumgrenze bei etwa 2'300 Metern Höhe schlängelt sich der Pfad durch Wiesen und anschliessend im Geröll empor zum höchsten Punkt auf 2'731 Metern Höhe. Hier haben wir nun einen schönen Einblick in unseren gestrigen Abstieg im gegenüberliegenden Val Mera und auf die Alpe Camp wo wir zuvor übernachteten. Bis zum Bivaco Strambini auf 2'534 Metern ist der Abstieg wieder steinig und teils kaum auszumachen: beim Bivaco angelangt, einer kleinen Notunterkunft, ist eine längere Pause angesagt und wir geniessen die herrliche Aussicht in das Val de Sach. Nach einer kurzen Steilstufe führt uns der Weg dann hinunter, über eine Alpweide auf der rechten Talseite zum grossen Rifugio Malghera. Bei der Bachüberquerung ist es den Einen vergönnt, auf herausragenden Steinen balancierend, den Bach zu überqueren, die Weitsichtigeren haben dazu weiter unten die Brücke benutzt. Im Rifugio Malghera angelangt weist uns der ausgezeichnete Koch Ernesto die Zimmer zu.

Zum Nachtessen sind auch die zwei per Postauto Gereisten wieder bei uns und berichten uns, wie sie unterwegs im Val Grosina, herzlich von Einheimischen bewirtet wurden, als sie den Rest des Weges noch zu Fuss zurücklegen mussten. Übrigens: das Preis-Leistungsverhältnis im Rifugio Malghera ist einmalig, so sind in der günstigen HP-Taxe von ca. 40.- €uro im Nachtessen eine Flasche Mineralwasser sowie eine Flasche Wein inbegriffen.

21. Juli: nach San Romerio im Puschlav

Ob dem Lago di Malghera Nach dem Frühstück verlassen wir das angenehme Rifugio Malghera in Richtung Passo di Malghera, wo wir definitiv wieder Schweizer Boden betreten. Doch zuvor rasten wir noch kurz am schönen Lago di Malghera, der mitten in einer weiten Alp gelegen ist. Kurz vor dem Pass werden wir für einige Minuten von einem Regenguss überrascht, dann begleitet uns wieder die Sonne. Auf dem Weg zur Alp San Romerio pausieren wir noch bei den Alpen Albertüsc und Canal und geniessen den Ausblick auf das Puschlav. Dann führt uns der Weg während gut einer Stunde durch einen lückenlosen Lärchen- und Föhrenwald und durch Schluchten und über Stege nach San Romerio. Bevor man diese Alp erreicht, lichtet sich der Wald und das Wahrzeichen, die kleine mittelalterliche Kirche, erscheint als erstes Zeichen des nahenden Ziels. Die Alp San Romerio liegt hoch über dem Lago di Poschiavo und ist seit fast 200 Jahren im Besitz der Familie Bongulielmi. Sie ist zusammen mit dem über 1’000-jährigen Kirchlein ein spezieller Ort der Erholung und Ruhe und bietet auch einen einmaligen Blick hinunter bis Tirano im oberen Veltlin. Auch das vorzügliche Essen und der einmalige Lärchenschnaps sind erwähnenswert.

22. Juli: San Romerio – Heimreise

Kraftort San Romario Genau um 07.00 Uhr verlassen wir San Romerio – die hellen Glockentöne des Kirchleins begleiten unseren Abschied um verleihen ihm eine ganz spezielle Note. Teils auf einem Natursträsschen, teils auf Wanderwegen, erreichen wir gegen 10.00 Uhr das 800 Meter tiefer liegende Miralago am Ufer des Lago di Poschiavo. Im heimeligen Grotto gegenüber dem Bahnhof lassen wir nochmals die vielen Eindrücke dieser Woche an uns vorbeiziehen. Um 11 Uhr beginnt unsere Heimreise mit der Bernina-Bahn und damit endet die Woche mit einer nochmals spektakulären Naturkulisse, welche auch diese Bahnstrecke bietet.

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