Schweizer Wanderwochen
Dr. med. Peter Meier-Schlittler
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Oberhalb des Laghetto di Cardedo in Richtung Vogeljoch

Bishorn - 05. bis 11. Juli 2009

5. Juli - von Zürich nach St. Niklaus/Jungu

Adlerhorst: Jungerstübli – hoch über St. Niklaus Wie jedes Jahr, treffen wir uns – diesmal eine Gruppe von 9 Teilnehmern – am Hauptbahnhof in Zürich. Die Begrüssung ist herzlich und wir merken alle: wir freuen uns auf das kommende, noch unbekannte, gemeinsame Erlebnis. Pünktlich um 11.00 h verlässt unser Zug den Hauptbahnhof in Richtung Visp. Erstmals durchqueren wir den Lötschberg im Basistunnel und erreichen Visp um 13.02 h in sagenhaften zwei Stunden und zwei Minuten!

Hier besteigen wir die Matterhorn-Gotthard-Bahn in Richtung St. Niklaus im Mattertal. Alleine die Bahnfahrt in dieser engen Schlucht des Mattertales ist ein Erlebnis. Die romantische Schmalschspurbahn fährt – abwechslungsweise mit Zahnrad - einmal direkt neben der tosenden Mattervisp, dann wieder durch Tunnels und kunstvolle Verbauungen und immer beeindrucken an den steilen Berghängen die schwarzbraun-verwitterten landwirtschaftlichen Holzbauten: alte Walliser Bauernhäuser und Ställe auf stelzenartigen Pfählen mit Steinplatten. Auch das alte Bahnhofsgebäude aus dem Jahre 1890 von St. Niklaus ist ein Kleinod – hier verlassen wir unseren Zug und wechseln in die Luftseilbahn St. Niklaus-Jungen.

Jungen oder Jungu, beide Namen sind gebräuchlich, ist ein Hochplateau etwa 900m über St. Niklaus und besteht aus alten Ställen, denen die jahrzehntelangen harten Witterungseinflüsse deutlich anzusehen sind, einigen umfunktionierten Ferienhäusern und dem Restaurant „Jungerstübli“, wo wir bei der Familie Marseline und Erich Gruber (mit Mike dem sympathischen Sonnenschein von Jungu) eine Nacht verweilen. Von diesem Hochplaeteau aus geniessen wir erstmals die Sicht auf die Mischabel-Gruppe mit dem Dom als höchstem Gipfel und zuhinterst im Tal ist auch das Breithorn und das kleine Matterhorn deutlich zu erkennen.

6. Juli – über die Wasulicke (3’114m) zur Topalihütte SAC

Aufbruch in Jungu Bei feucht-wamer Temperatur und Nebel brechen wir um 07.00 h auf, nachdem pünktlich auch unser Bergführer, Philipp Zehner, eingetroffen ist. Er wird uns nun die ganze Woche begleiten. Durch saftig-grüne Wiesen und eine bunte Flora des Bergfrühlings, vorbei an den schwarzen, kleinwüchsigen und kräftigen Ehringer Kühen, steigen wir westwärts langsam bergauf in Richtung Jungtal. Ab und zu reisst die Nebeldecke auf und gibt den Blick frei auf die umliegenden Viertausender!

Auf einer Höhe von 2’700m biegen wir in Richtung Süden ab, auf die Wasulicke zu. Als Wasu bezeichnen die Walliser einen ausgestochenen „Grasziegel“: unser Uebergang ist also eng „wie ein Grasziegel“. Durch Ketten und Hanfseile gesichert meistern wir diesen „engen Grasziegel“ gut und rasten um die Mittagszeit auf einer Höhe von 3'114 m.

Wie so oft in unseren Alpen, sieht der nach Süden ausgerichtete Abstieg zur Topalihütte gänzlich anders aus: schneefrei windet sich der gute Fussweg, schon bald wieder durch grüne Wiesen, zu unserem nächsten Ziel. Nach insgesamt etwa 7 Stunden erreichen wir die Topalihütte. Sie ist als moderner Würfel konzipiert, am Rande einer Felsterrasse stehend, und der Essraum weist nach Osten – Richtung Mischabelgruppe mit dem Dom – eine einzige grosse Glasfront auf. So geniessen wir während des Nachtessens die wirklich einmalige Rundsicht.

7. Juli – über das Schöllijoch zur Turtmannhütte, 2’514m

Turtmanngletscher – im Abstieg zur Turtmannhütte Wie schon tags zuvor starten wir auch heute um 07.00 h bei feucht-warmer, nebliger Wetterrlage. Schon bald steigt der Weg steil an über Geröll- und Schneefelder: unser heutiger Startpunkt liegt 600m höher als am Vortag, was wir deutlich an der spärlicheren Vegetation bemerken. Wie tags zuvor, reisst auch heute der Nebel ab und zu kurz auf und zeigt in verschwommenem Lichte und von Nebelschwaden umgeben, die umliegenden Viertausender – eine tolle, geheimnisvolle Stimmung.

Wir überqueren ein grosses Schneefeld und erreichen gegen 11.00 h – jetzt in der warmen Sonne – das Schöllijoch über die gut eingerichteten und gesicherten letzten Meter des blau-weiss markierten Weges. Da die beiden Barrhörner nebelfrei in den blauen Himmel ragen, beschliessen wir, nach kurzer Rast, via Ueberschreitung des „Uesseren Barrhorns“, den Weg zur Turtmannhütte einzuschlagen – eine lohnende Variante!

Auf dem anschliessenden Abstieg haben wir immer wieder die Gelegenheit, die gewaltige Gletscherstufe des Turtmanngletschers mit den tiefen Spalten und aufragenden Eisblöcken in der Ferne zu bestaunen. Gegen 14.30 h erreichen wir die bis auf den letzten Platz belegte Turtmannhütte.

8. Juli – über die Adlerflüe zur Tracuit-Hütte

Aufstieg im „Gässi“ nach der Turtmannhütte Während des Nachtessen in der Turtmannhütte liess ein gelegentlicher Blick aus dem Fenster nichts gutes erahnen! Ein kräftiger Wind blies die Schneeflocken waagrecht vor dem Fenster vorbei und die vor einigen Stunden noch grünen Wiesen, waren wie mit feinem Staubzucker bedeckt. Bedenken bezügliche des planmässigen Tourenprogramms kamen auf, ja gar ein Abstieg ins Tal wurde diskutiert.

Doch es kam anders! Bei besserer Wetterprognose starten wir anderntags in Richtung Tracuit-Hütte. Noch liegt eine dünne Schneedecke auf Wiesen und Fels, doch der Weg ist schneefrei. Wir steigen erneut durch das „Gässi“ – eine steile aber gut gesicherte Wegstelle oberhalt der Turtmannhütte – empor in Richtung der Gletscherzunge des Brunegg-Gletschers.

Auf einer Höhe von 2’800m betreten wir diesen Gletscher, ziehen die Steigeisen an und und steigen nun angeseilt in drei Gruppen empor zur Adlerflüe. Bei aufgelockerter Bewölkung gehen wir in der wärmenden Sonne nach der Adlerflüe nun über den Turtmanngletscher empor zur Tracuit-Hütte. Ab und zu erlaubt ein kurzer Blick zurück ins Tal eine atemberaubende Tiefsicht in das grüne Turtmanntal. Die am morgen noch gelegene dünne Schneeschicht ist inzwischen weggeschmolzen. Auch die am Vorabend geäusserten Bedenken sind wieder verflogen!

Langsam – einem Tausenfüssler ähnlich – steigen wir der Tracuit-Hütte entgegen, hinter uns folgen verschiende andere Gruppen, die sich uns zu diesem Aufstieg angeschlossen haben. Gegen 13.30 h erreichen wir diese ältere SAC-Hütte. Sie soll im kommenden Jahr einem Neubau – ähnlich der Cristallina-Hütte – weichen. Nur als Beispiel sei erwähnt, dass der Hüttenwart das Brennholz für den Kochherd noch mit der Schubkarrette durch den Hüttenhaupteingang und den ganzen Aufenthaltsraum zur Küche karren muss.

9. Juli – Bishorn 4’153m – Arpittettaz-Hütte

Aufstieg zum Bishorn Tagwach um 04.30 h, Abmarsch um 05.30 h! Dies ist der Höhepunkt der Woche. Wie schon in den vorangegangenen Tagen starten wir frühmorgens bei leichtem Nebel in Richtung Bishorn. Kurz nach der Hütte seilen wir uns an und klemmen auch die Steigeisen an die Schuhe – dann steigen wir in langsamen, gleichmässigen Schritten empor. Nach und nach lassen wir den Nebel unter uns und freuen uns an der herrlichen Rundsicht auf die umliegenden Viertausender – ein Panorama wie ich es nur aus dem Flugzeug kenne.

Nach drei kurzen Stärkungspausen und Jackenwechsel, erreichen wir um 10:00 Uhr auf einer Höhe von 4’153m den Gipfel des Bishorns. Ueberglücklich ob des gelungenen Aufstiegs gratulieren wir uns alle und natürlich gehört auch ein Gipfelfoto dazu! Da wir gleichentags noch zur Arbitettaz-Hütte wechseln, bleibt uns nicht viel Zeit und schon bald verlassen wir den Gipfel wieder und steigen zur Tracuit-Hütte ab, wo wir noch einen Teil des Materials deponiert haben. Auch erwarten uns hier noch zwei Kollegen, welche uns nicht auf den Gipfel gefolgt sind. Je weiter wir absteigen, umso weicher wird die Schneedecke ob der auch auf dieser Höhe zunehmenden Tageserwärmung – wir sind froh frühzeitig aufgebrochen zu sein.

Glücklich zurück in der Hütte, stärken wir uns mit einer kräftigen Bouillon, packen die deponierten Sachen zusammen und verlassen den Standort um 13.00 h in Richtung Arpittettaz-Hütte. Von Norden her sind wir tags zuvor zur Tracuit-Hütte aufgestiegen, gegen Süden verlassen wir jetzt den Ort. Welch ein Unterschied des Weges: dort ein ausgedehnter, schroffer Gletscher und hier nun ein schneefreier Hüttenweg! Zuerst über Geröll, dann durch Wiesen und bunte Alpenflora steigen wir ab. Genau auf einer Höhe von 3’000m zweigt der Weg ab in Richtung Col de Milon und Arpittettaz-Hütte.

Der Gegenanstieg zum Col de Milon macht uns nochmals etwas zu schaffen – anschliessend werden wir aber mit einen imposanten Weg belohnt der hoch oben auf einer alten Gletscherseitenmoräne verläuft. Vor uns öffnet sich ein hochalpines Panorama mit dem Zinalrothorn, der Arêté du Blanc, dem Besso dem Ober Galbelhorn und der Dent Blanche, in der Ferne ganz klein aber deutlich zu erkennen, die Arpittettaz-Hütte.

10. und 11. Juli – Abstieg nach Zinal, Heimreise

Abschiedsparty im Hotel „Le Besso“ in Zinal

Die uns die ganze Woche begleitende, neblige und geheimnisvolle Stille, verlässt uns auch am vorletzten Tag nicht. Erst allmählich im Tagesverlauf, lichtet sich der Nebel und beim kurzen Gegenanstieg auf den Roc de la Vache, leuchten die herrlichen Gipfel im Hintergrund des Val de Zinal. Eine noch prächtige Alpenflora begleitet uns am Wegrand und verändert sich, je weiter wir an Höhe verlieren: Alpen-Hahnenfuss, Enzian, Veilchen, Sumpfdotterblumen, Arnika, Margriten und viele mehr, schmücken den Weg. In Zinal erwarten uns die typischen alten, braun-schwarz verwitterten Walliser Häuser, welche eine heimelige Atmosphäre ausstrahlen und harmonisch in die Bergwelt eingefügt sind.

Im Hotel „Le Besso“ schätzen wir wieder die Vorzüge der Zivilisation: eine Dusche mit warmem Wasser und Seife, frische Kleider, ein gutes Nachtessen und warme Betten! Eine etwas anstrengende, aber vielfältige und eindrückliche Woche ist Vergangenheit - alle sind glücklich und auch etwas stolz ob der geschafften Leistung.

Gemütlich fahren wir anderntags, am Samstag den 11. Juli, mit Postauto und Bahn wieder zurück nach Zürich.

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Wichtige Telefonnummern:

Luftseilbahn St. Niklaus – Jungu 027 – 956 22 80
Berggasthaus „Jungerstübli“, Marseline Gruber 027 – 956 21 01
076 – 540 25 28
Topalihütte, Reto Albrecht
Privat:
027 – 956 21 72
027 – 956 38 68
Turtmannhütte, Fredy u. Magdalena Tscherrig:

Privat:
027 – 932 14 55
079 – 757 80 81
027 – 934 34 84
Tracuithütte, Daniel Egg
Privat:
027 – 475 15 00
021 – 946 12 68
Cabane d’Arpittettaz CAS
(8-tung: normalerweise nur Frühstück, kein Nachtessen)
027 – 475 40 28
Hotel „Le Besso“ in 3961 Zinal, Mme Salamin 027 – 475 31 65

Kartenmaterial

Landeskarten der Schweiz 1:25'000: 1308 St. Niklaus; 1327 Evolène; 1328 Randa